Die Pflege der Geige

Eine Geige kann bei entsprechender Pflege und Wartung Generationen von Musikern erfreuen. Um ein Streichinstrument dauerhaft gut zu erhalten, müssen allerdings einige Grundregeln beachtet werden.

Luftfeuchtigkeit und Temperatur

Für Violinen, Bratschen, Celli und alle anderen Streichinstrumente spielt die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur eine Rolle. Ideal ist eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 %, problematisch hingegen vor allem zu trockene Luft, wie dies in vielen Haushalten in den Wintermonaten der Fall ist. Im Fachhandel gibt es eine große Auswahl an Hygrometern, welche die Luftfeuchtigkeit zuverlässig messen, sowie auch spezielles Zubehör, das den Auswirkungen zu trockener Luft entgegenwirken soll (z. B. sogenannte Dampits). Höhere Temperaturen können dem Lack schaden. Werte über 30 Grad sowie direkte Sonnenstrahlen sollten konsequent vermieden werden. Man sollte sich angewöhnen, die Geige unter keinen Umständen im Auto zurückzulassen.

Lackpflege

Bei der Lackpflege ist Zurückhaltung geboten. Insbesondere der Geigenlack alter Instrumente kann ziemlich empfindlich sein, ein mangelhaftes Lackbild wirkt sich stark wertmindernd aus. Im täglichen Gebrauch reicht es aus, die Geige mit einem weichen Baumwolltuch vom Kolofoniumstaub zu befreien. Für die Entfernung von Resten des Handschweißes wird am besten ein weiteres Baumwolltuch verwendet. Reinigungsmittel jeglicher Art – dies betrifft auch die Spezialpräparate aus dem Geigenbau-Fachhandel – sind nicht empfehlenswert. Besser ist es, das Instrument ein- bis zweimal im Jahr von einem Geigenbauer professionell reinigen zu lassen. Bei dieser Gelegenheit wird der Geigenbauer auch eine Inspektion des Instruments vornehmen. Gerade bei offenen Stellen oder beginnenden Rissen lohnt sich eine unverzügliche Reparatur, denn stark verschmutzte Risse sind in der Reparatur mitunter deutlich zeitaufwändiger.

Saiten

Die heute gebräuchlichen Nylonkern-Saiten mit Metallumwicklung sind pflegeleicht. Zu vermeiden sind stärkere Ablagerungen von Kolofoniumstaub bei der Kontaktstelle (siehe auch ➥Glossar für die ersten Geigenstunden). Dafür kann ein relativ raues Mikrofasertuch verwendet werden.

▶ Tipp: Günstiger als die im Fachhandel erhältlichen Spezialtücher sind Mikrofaser-Brillenputztücher, die genauso gut diesen Zweck erfüllen.

Winkel des Steges

Gelegentlicher Aufmerksamkeit bedarf der Steg. Durch die Dehnung der Saiten und das Nachstimmen wird der Steg jedes Mal ein wenig in Richtung Wirbelkasten (bei Verwendung der Stimmwirbel) oder in Richtung Saitenhalter (bei Verwendung der Feinstimmer) gezogen. Verbleibt der Steg länger in einer unpassenden Position, besteht die Gefahr, dass sich der Steg durch die Zugkräfte der Saiten verkrümmt, in Extremfällen umfällt oder sogar durchbricht. Um dies zu vermeiden, sollte der Steg stets in einem Winkel von 90 Grad zur Decke ausgerichtet werden.

▶ Tipp: Das Richten des Stegs kann durchaus heikel sein. Auf jeden Fall sollte man die Decke schützen, indem man ein Tuch zwischen Saitenhalter und Decke klemmt. Wer sich das Richten des Stegs nicht zutraut, lässt dies am besten seinen Geigenlehrer machen.

Eine handvoll Reis

Das Innere des Geigenkorpus reinigt man von Zeit zu Zeit mit einer handvoll (ungekochten) Reis, der einige Male geschwenkt wird.

Die Pflege des Bogens

Der Bogen muss nach dem Spielen stets entspannt werden, andernfalls verliert sich die Elastizität der Bogenstange. Dies gilt übrigens für alle Materialien, auch für Faserverbundstoffe – etwa bei den sogenannte Karbonbögen. Genauso wie die Geige sollte die Bogenstange nach dem Spielen mit einem weichen Baumwolltuch vom Kolofoniumstaub befreit werden. Die professionelle Reinigung der Bogenstange unternimmt der Geigenmacher oder Bogenbauer beim Neubeziehen des Bogens, das – je nach Anzahl der Spielstunden – mindestens alle zwei Jahre und höchstens zweimal pro Jahr angebracht ist. Bei dieser Gelegenheit wird in der Regel auch die Silber-Wicklung und das Daumenleder erneuert.