Die Wahl der passenden Geige für den Geigenunterricht sollte gut überlegt sein. Schließlich plant man mit dem Instrument einen großen Teil seiner wertvollen Freizeit zu verbringen.
Zumeist ist es allerdings nicht notwendig, gleich zu Beginn des Geigenunterrichts ein Instrument zu kaufen. Geigenbauer und Musikschulen, aber auch viele Privatlehrer bieten Leihinstrumente für Anfänger an. Diese sind besonders zu empfehlen für
Die Leihgebühren bemessen sich nach der Qualität. Für einfachere Schülerinstrumente inklusive Zubehör (und häufig auch Versicherung) sind Beträge zwischen 10 und 25 Euro pro Monat üblich.
Etwas mehr Zeit sollte jedenfalls für den Kauf einer Geige aufgewendet werden. Man kann davon ausgehen, dass eine Geige – bei entsprechender Pflege und Sorgfalt – ein Gegenstand ist, der Generationen von Musikern erfreuen kann. Gerade wenn man sich entschieden hat, ernsthaft Geige zu lernen, empfiehlt es sich, ein Instrument zu suchen, dass auch noch nach einigen Jahren Geigenunterricht und größeren Fortschritten den eigenen Ansprüchen genügt, denn die einfachen Schulinstrumente stoßen schnell an ihre Grenzen.
Die Frage, ob man ein altes oder neues Instrument kaufen möchte ist – entgegen anders lautenden populären Ansichten – nebensächlich. Sicher gibt es einige wenige hundert oder tausend alte Geigen auf der Welt, die von überragendem Wert sind, doch sind diese klanglichen und ästhetischen Eigenschaften, die etwa bestimmten alten Geigenbauern aus Brescia, Venedig und vor allem Cremona zugeschrieben werden, nicht auf jede x-beliebige alte Geige übertragbar: das Alter einer Geige alleine sagt nichts über deren Qualität oder Wert aus. Beim Kauf einer alten Geige ist es jedenfalls ratsam, sich bei einem Profi – einem Geigenbauer – über den Zustand des Instruments zu informieren. Bestimmte Mängel sind nämlich auch von professionellen Musikern oder Geigenlehrern nur schwer zu entdecken. Und aufwendige Reparaturen können bisweilen den Wert eines vermeintlichen Schnäppchens rasch übersteigen.
Grob kann man drei Qualitätsstufen von Geigen unterscheiden:
1. Instrumente, die nach allen Regeln der Handwerkskunst und mit größter Sorgfalt von einem einzelnen Geigenmacher oder in einer einzelnen traditionell arbeitenden Werkstatt hergestellt werden. Bei solchen „Meistergeigen“ wird versucht, hinsichtlich aller Aspekte der Herstellung ein klangliches und ästhetisches Optimum zu erreichen: von der Holzauswahl, über die Ausarbeitung der Deckenstärken und den Geigenlack bis hin zur finalen Klangeinstellung durch die Einrichtung von Steg und Stimme. Solch ein Herstellungsprozess kann weit mehr als hundert Arbeitsstunden in Anspruch nehmen: eine neue Meistergeige, in Mitteleuropa gefertigt, wird unter 6.000 bis 10.000 Euro eher nicht zu erstehen sein. Nach oben sind die Preisgrenzen relativ offen, wobei neue Instrumente, selbst von namhaften zeitgenössischen Geigenmachern, meilenweit von den traumhaften Preisen der Geigen von Stradivari, Guarneri oder Bergonzi entfernt sind.
2. Geigen, die sorgfältig, aber in serieller Arbeit gefertigt werden. „Manufakturgeigen“ haben eine lange Tradition und in Instrumentenbauzentren wie Mirecourt, Marktneukirchen oder Bubenreuth haben sich die Hersteller nicht nur auf innerbetriebliche Arbeitsteilung spezialisiert, sondern die Arbeitsschritte soweit rationalisiert, dass einzelne Betriebe etwa hauptsächlich Schachteln machen, Lackieren, Stege oder andere Zubehörteile herstellen etc. Die große Zeit dieser Geigenbauzentren in Europa scheint vergangen, doch gibt es nach wie vor einige Dutzend Hersteller, die immer noch Manufakturgeigen für gehobene Ansprüche herstellen. Manufakturgeigen schließen die Lücke zwischen den Fabriksgeigen billigster Machart und den Meistergeigen. Typische Preise für Manufakturinstrumente, die zumindest zu einem relevanten Anteil in Mitteleuropa gefertigt worden sind, sind etwa 700 bis 3.500 Euro.
3. Fabriksgeigen, welche die günstigste Preisklasse darstellen. Diese werden heute massenweise vor allem in Fernost – in den etwas besseren Qualitäten aber auch in Osteuropa – gefertigt und bewegen sich in einem Preisbereich zwischen 100 und 600 Euro. Zumeist werden diese Geigen als „spielfertige Komplettsets“ (siehe auch ➥Zubehör für die Geige) angeboten und enthalten einen Geigenkasten und einen Bogen, aber nur in seltenen Fällen eine Schulterstütze. Gerade bei den sehr günstigen Angeboten sollte man auf die Funktionalität achten. Denn eine Billig-Violine mit unsauber gearbeiteten Wirbelkasten oder Schnarrgeräuschen ist weitgehend unbrauchbar, eine Reparatur übersteigt schnell den Wert des Instruments. Bei manchen Anbietern übernehmen mittlerweile eigens eingerichtete Fachwerkstätten die Aufgabe, einfache Fabriksgeigen zu überarbeiten („veredeln“), was auf jeden Fall vorteilhaft ist. Empfehlenswert ist es jedenfalls, gute Markensaiten mit Nylon-Kern zu verwenden (z. B. von Thomastik oder Pirastro), denn damit ist mit geringen Mitteln zumeist eine deutlich Klangverbessererung zu erreichen.
Für das Testen der Geige sollte man genügend Zeit mitbringen. Von Spontankäufen sollte abgesehen werden. Es ist üblich, ein Instrument nicht nur beim Anbieter kurz anzutesten, sondern es für einige Tage mitzunehmen, um die Möglichkeit zu erhalten, mehrere Stunden darauf zu spielen und es in unterschiedlichen Räumen auszuprobieren oder mit anderen Geigen zu vergleichen. Bei Privatkäufen ist es auch üblich, die Violine von einem Geigenmacher seiner Wahl inspizieren zu lassen.
Optimalerweise testet man eine Geige nicht alleine, sondern fragt seinen Geigenlehrer oder einen befreundeten Musiker, ob man das Instrument gemeinsam (am besten zu mehrt) testen kann. Notfalls kann man Instrumente auch in den Geigenunterricht mitnehmen. Folgende Vorgehensweise hat sich bewährt:
▶ Tipp: Wenn man sehr wenig Erfahrung hat, kann es nötig sein, sich für den Geigenklang erst einmal zu sensibilisieren. In diesem Fall ist es empfehlenswert, auch Profi-Instrumente anzuspielen bzw. anzuhören. Gerade von Anfängern werden häufig sehr dumpfe und eher leise Instrumente als attraktiv empfunden, obwohl diese beiden Klangeigenschaften eher einen Mangel als ein Qualitätsmerkmal darstellen.
Klang ist natürlich auch Geschmackssache. So haben etwa Geigen von Stradivari tendenziell ein eher helles Timbre, die Violinen von Guarneri einen eher tiefen Klang. Nichtsdestotrotz bringen alle sehr guten Geigen bestimmte Klangeigenschaften mit. Gute Instrumente